Erste Quellensuche

Ziele und Resultate der Suche

Die Literatursuche ist der systematische Prozess zum Finden geeigneter Literaturquellen zum Thema einer wissenschaftlichen Arbeit. Das Ziel ist eine Liste von relevanten Quellen und eine Sammlung der Texte. 

Anforderungen an Quellen

Die Quellen müssen diese Anforderungen erfüllen, um in der Arbeit zu nützen.

AnforderungenDetails
RelevantInhalte zum Themenbereich, Begriffe des Themas in Titel, Abstract etc. zu finden
WissenschaftlichVerweise auf andere wissenschaftliche Quellen, Datenquellen und Methoden dokumentiert
AktuellAlter relativ, aktuell = letzte Quelle zum Thema ist letzter Stand der Forschung
ZugänglichVolltext mit vernünftigem Aufwand zu beschaffen, Aufwand folgt Relevanz

Sichtbare Ergebnisse der Suche

Das erste sichtbare Ergebnis der Suche ist eine Liste mit geeigneten Quellen für das Thema, entweder in einer Textdatei oder in einem Literatuverwaltungsprogramm wie Zotero, Citavi oder Mendeley.

Dazu kommt die Sammlung der Downloads digitaler Quellen und die Sammlung gedruckter Quellen wie Fachbücher. 

Diese Liste und Sammlung der Quellen ist beim Einstieg in die Arbeit noch vorläufig und wird im Laufe des Projekts gepflegt oder kuratiert. Jedoch sollte bereits die erste Liste und Sammlung passende Quellen enthalten, damit die weitere Arbeit darauf aufbauen kann. Daher muss die Literatursuche und -auswahl systematisch erfolgen.

Risiken der Suche nach der perfekten Quelle

Es gibt zwei Risiken.

1. Solche Quellen gibt es nicht, sonst wäre das Thema überflüssig. Die Suche nach ihnen kostet nur Zeit und bringt höchstwahrscheinlich nichts. Die perfekte Quelle ist die fertige Arbeit.

2. Eine Quelle, die sehr nah am Thema ist, birgt hohe Plagiatsrisiken. Ein enger Bezug zum Text führt zu einem sogenannten strukturellen Plagiat.

Inputs und Tools für die Suche

Die Suche nach passenden Quellen in unübersehbar vielen Quellen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Herangehensweisen verlangt ein Mindestmaß an Plannung, Vorbereitung und Systematik beim Umgang mit den Funden. Dabei helfen mehrere Inputs und Tools.

  • Suchbegriffe 
  • Suchkataloge 
  • Suchprotokoll 
  • Literaturverwaltungsprogramm

Suchbegriffe

Die Suchbegriffe sind die Grundlage für die ersten Suchanfragen in den Suchkatalogen. Je besser die Suchbegriffe, desto schneller finden sich die passenden Quellen. Die Suchbegriffe spielen bis zur letzten Suche eine große Rolle. 

Beim Finden der Suchbegriffe hilft eine Begriffsmatrix zum Thema. Hier ist ein Beispiel für das Schokoladenthema: “Auswirkungen von Schokoladenkonsum auf die Motivation von Studierenden”

BegriffVersionenRelevante Aspekte
SchokoladeChocolate, Kakao, CacaoZutaten, Kalorien, Nährwert, Energie, Ernährungsweise, Konsum, Wirkungen, Zucker, Risiken
MotivationMotiv, Motive, Beweggrund, AntriebUrsachen, Wirkungen, Faktoren, Steigerung, Demotivation, Modelle
StudierendeStudent, Studenten, StudentsArbeitsweise, Engagement, Lernen, Motivation, Learning motivation, Vorlieben, Ernährung, Nutrition, Einstellung

Kombinationen der Begriffe aus der Begriffsmatrix ergibt die erste Liste von Suchbegriffen. Weitere Suchbegriffe finden sich beim Suchen und Studium der Quellen.

Mögliche Suchbegriffe für das Schokoladenthema:

- Schokolade und Motivation und Studierende
- Schokoladenkonsum und Motivation
- Studierende und Schokoladenkonsum
- Motivation und Studierende
- chocolate consumption and motivation
- students and motivation
- students and engagement
- students and nutrition
- learning motivation and nutrition
- und viele viele mehr

Suchkataloge als Orte der Suche

Digitale Suchkataloge sind die modernen Suchorte. Wissenschaftliche Studien und Fachbücher finden sich in spezialisierten Suchkatalogen wie Google Scholar, Sciencedirect, EBSCOHOST, PubMed etc.

Die folgende Übersicht von Suchkatalogen hilft beim Finden wissenschaftlicher Quellen und insbesondere Studien.

SuchortInhalteVor- und NachteileTipps
Google ScholarArtikel, Bücher und PatenteVorteile: Kostenlos, sehr aktuell, sehr viele Inhalte, überall zugänglich, Filter nach Jahren, flexible Suchalgorithmen, häufig mit PDF, verwandte Suchanfragen und Artikel, Zitation verfügbar, Nachteile: Nicht alle Artikel als PDF, Mix aus Büchern und Studien, nicht sortierbarErste Studien hier suchen, Metadaten gleich kopieren, Zeitlimit setzen (Timer)
PUBMEDIm Fach Medizin und verwandten FächernVorteile: aktuell, umfassend, nur peer-reviewed Studien, Nachteile: viele Studien kostenpflichtigZugang über Hochschule sichern
EBSCOHOSTStudien in WirtschaftVorteile: aktuell, umfassend, nur peer-reviewed Studien, Nachteile: viele Studien kostenpflichtigZugang über Hochschule sichern
SciencedirectStudien aller FächerVorteile: manche Studien frei zum Download, nur peer-reviewed Studien, Nachteile: viele Studien kostenpflichtigErst in Suchkatalogen suchen, danach in Sciencedirect den Volltext suchen
Researchgate.comArtikel und BücherVorteile: aktuell, viele Inhalte, häufig mit PDF, Nachteile: Nicht alle Artikel sofort verfügbar, oft nur für Mitglieder, nicht sortierbarStudien suchen, Autoren finden, Autoren anschreiben

Je nach Fach gibt es noch weitere spezialisierte Suchkataloge.

Fachbücher finden sich in diesen Katalogen.

OrtURLDetails
Google Booksbooks.google.comEnthält viele Quellen in Deutsch und anderen Sprachen
Deutsche Nationalbibliothekwww.dnb.deEnthält alle in Deutsch erschienenen Bücher
Buchhandelwww.buchkatalog.deAlle aktuell veröffentlichten Bücher

Wie lässt sich Wikipedia nutzen?

Wikipedia enthält viel Wissen zu allen möglichen Themen und Bereichen. Nützlich sind Verweise auf seriöse Quellen und Links zu weiteren relevanten Begriffen. Aber Wikipedia ist auf keinen Fall zitierfähig. Außerdem gibt es hier immer wieder Fehler. Artikel sind mitunter oberflächlich und unvollständig. Sinnvoll ist, Wikipedia als Inspiration nutzen und Quellenangaben zum Einstieg zu finden.

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Zweck und Arten von Literaturquellen

Wissenschaftliche Literaturquellen sind Fachtexte mit Informationen über die Begriffe im Thema. Sie haben drei Funktionen.

Inhalte für das Kapitel Theoretischen Grundlagen

Die Quellen liefern Grundlageninformationen für das Theoriekapitel wie die Definitionen der Begriffe und relevante Details wie Merkmale, Modelle, Beschreibungen, Zahlen, Fakten etc.

Inhalte für den Forschungsstand

Die Quellen enthalten den Forschungsstand und führen zu den Forschungslücken. 

Inhalte für die Analysen

Literaturquellen liefern inhaltliche und methodische Informationen für das Sammeln und Auswerten von Daten in der Analyse. Die in den Texten erwähnten Methoden und Tools geben Hinweise auf geeignete Methoden und Tools wie Fragebögen oder Interviewfragen. Damit können die eigenen Analysen an die Literatur anknüpfen.

Arten von Literatur

Hier ist eine Übersicht der wichtigsten Arten von Quellen im wissenschaftlichen Arbeiten.

Art der QuelleDefinitionMerkmaleBewertung
StudienArtikel in Journals (idealerweise peer-reviewed) oder Sammelbänden zur Publikation neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse zu einem speziellen ThemaEinheitlich strukturiert, von unabhängigen Fachexperten, geprüft (peer-reviewed), aus Forschungsprojekten entstanden, methodisch fundiert, spezifischer Themen-Fokus, fachlich anspruchsvoll, Dokumentation der Datenquellen und Methoden, meist kostenpflichtigBeste Quellen für Argumente, Modelle und Theorien
FachbücherBuch in Verlagen mit grundlegenden, eher allgemeinen FachinhaltenStruktur nicht einheitlich, Inhalte aus verschiedenen Quellen, viele Quellenverweise, häufig didaktische Aspekte, weniger tiefgehend, in der Regel aus Systematisierung von Studieninhalten entstanden, Inhalte weniger up to dateSehr gute Quellen
Sonstige FachquellenTexte mit speziellen Inhalten und Verweisen auf wissenschaftliche QuellenUnübersehbare Vielfalt, keine einheitliche Struktur, Inhalte und Qualität abhängig von Autoren, nicht geprüft, eventuell interessengeleitet, Entstehung schwer nachzuvollziehen, schwer zu finden und zu beschaffen, häufig kostenpflichtigSchwer zu bewerten, nur selektiv nutzbar

Halte dich am besten an relevante Studien und Fachbücher.

Relevante Literatur finden

Die Literatursuche soll zügig zu genug relevanten, hochwertigen wissenschaftlichen Literaturquellen führen. Das gelingt mit einer gezielten Vorbereitung.

Literatursuche vorbereiten

Die folgende Vorgehensweise macht die Suche leichter, schneller und ergiebiger.

Definiere die Art der Quellen

Suche zuerst thematisch passende Fachbücher und Studien. Fachbücher sind weniger spezifisch und liefern die Inhalte für die theoretischen Grundlagen. Studien behandeln spezielle Themen und sind die Basis für den Forschungsstand.
Beide Arten von Quellen sind nützlich, wissenschaftlich anerkannt, lassen sich leicht finden, bewerten und inhaltlich auswerten.

Sammle die ersten Suchbegriffe

Nimm dir etwas Zeit und suche nicht gleich mit den ersten besten Suchbegriffen. Mache eine Liste mit mindestens zehn Suchbegriffen. Starte mit den Begriffen im Thema und füge weitere Begriffe hinzu. Denke auch an englische Übersetzungen.

Hier ist ein Beispiel für Hauptbegriffe und zugehörige Begriffe zum Beispielthema "Motivation von Studierenden durch Schokolade".

HauptbegriffBrainstorming zugehöriger BegriffeVersionen des Hauptbegriffs
SchokoladeZutaten, Nährwert, Energie, RisikenChocolate, Kakao, Cacao
MotivationWirkungen, Faktoren, ModelleMotive, motivational
StudentMotivation, ErnährungStudierende, Studentin

Die erste Liste soll den Einstieg erleichtern. Hier ist ein Beispiel für Suchbegriffe bzw. Suchanfragen zu dieser Liste.

Beispielthema: "Lernmotivation von Studierenden durch Schokolade"

  • Schokolade Zutaten
  • Schokolade Nährwert
  • Schokolade Konsum
  • Schokolade Wirkungen
  • Schokolade Risiken
  • Lernmotivation Wirkungen
  • Lernmotivation Faktoren
  • Lernmotivation Modelle
  • Student Lernmotivation
  • Student Ernährung

Viele weitere Suchbegriffe ergeben sich im Verlauf der Suche und kommen direkt in die Suchprotokollmatrix.

Lege eine Suchprotokollmatrix an

Lege eine Tabelle nach der folgenden Vorlage für die Suche an und trage immer die Informationen zu jedem einzelnen Suchvorgang ein. Das sichert den Überblick während der Arbeit und erleichtert beim Schreiben die Dokumentation der Quellensuche im Text.

Hier ist ein Beispiel der Suchprotokollmatrix als Vorlage.

SuchanfragenSuchfilterKatalogErgebnis-LinkAnzahl ErgebnisseDatum
student chocolate motivation3 JahreGoogle scholarLink270001.01.20

Lege die Suchkataloge fest

Ein guter Einstieg in die Suche gelingt mit Google Scholar. Grundsätzlich sind aber die fachspezifischen Suchkataloge vorzuziehen wie Pubmed, EBSCO etc.

Vorgehen bei der Suche geeigneter Quellen

Gehe in zwei Schritten vor.

  1. Sammle zuerst Suchergebnisseiten in Onlinesuchkatalogen und protokolliere die Ergebnisse jeder einzelne Suchanfrage in der Suchprotokollmatrix. Starte mit mindestens 20 Suchanfragen.
  2. Klicke danach in der Suchprotokollmatrix die Links an und filtere aus den Suchergebnisseiten die passenden Quellen.

Hier sind die Details.

Suchergebnisseiten sammeln

Folge diesen Schritten, unabhängig vom Suchkatalog und du behältst immer den Überblick. Nutze die obige Vorlage der Suchprotokollmatrix.

  • Kopiere die Suchbegriffe als Suchanfrage in das Suchfeld im Suchkatalog und klicke auf Suchen.
  • Fülle die Suchprotokollmatrix IMMER mit Suchbegriff, Suchkatalog, Link zu Suchergebnisseiten und der Zahl der Funde. IMMER!
  • Wiederhole dieses Vorgehen immer, für alle Suchanfragen, für JEDE einzelne Suche und die Suchprotokollmatrix ist ein zuverlässiger Helfer in der Arbeit.

Folge diesen Tipps beim Sammeln der Suchergebnisseiten.

  • Klicke noch nicht auf die Funde auf den Ergebnisseiten, um nicht vom Suchen abgelenkt zu werden und im Strudel der Quellen zu versinken.
  • Suche auch mit den verwandten Suchanfragen in den Suchkatalogen, aber fülle bei jedem Klick die Suchprotokollmatrix wie bei den eigenen Suchbegriffen.

Auch wenn dich einige Quellen schon "anlachen", solltest du zuerst circa 20 Suchergebnisseiten sammeln und danach die Suchergebnisse selbst durchstöbern.

Geeignete Quellen filtern

Erst jetzt suchst du in den Suchergebnisseiten die geeigneten Quellen. Gehe so vor.

  • Klicke auf einen Suchergebnisseiten-Link.
  • Suche in den Funden nach den relevanten Suchbegriffen in Titel, Beschreibung, Abstract etc. und identifiziere die passenden Quellen.
  • Kopiere die Quellenangaben geeigneter Quellen in die Quellenliste.
  • Download den Volltext, falls möglich und benenne die Datei nach Autoren, um sie leicht wiederzufinden.

Wiederhole diese Prozedur mit allen Suchergebnisseiten, bis du wenigstens 20 Quellen nach der ersten Runde hast. Bevorzuge Studien. Das Pensum sollte in einer Stunde zu schaffen sein. 

Suche erst nach weiteren Quellen, wenn du die ersten Quellen gesichtet und ausgewertet hast. Du hast dann einen besseren Überblick und erkennst daher geeignete Quellen schneller. Das spart Zeit und vermeidet Fehler.

Beschaffung der Literaturquellen

Hier sind Wege zur Beschaffung der Literaturquellen.

OrtDetailsVor- und NachteileTipps
Eigene BibliothekLiegt am nächsten, aber erst im Online-Katalog nach Verfügbarkeit suchen, eventuell bestellen, Bibliothekare befragenVorteile: Erreichbarkeit, Kopieren möglich, Fernleihe möglich, Online-Katalog-Suche möglich, Bestellen möglich, Nachteile: meist limitierter Bestand, alte Auflagen, wenige ZeitschriftenGutes Verhältnis mit Bibliothekar wichtig, stets erst Online-Katalog-Suche, nach Fernleihe erkundigen
Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig und Frankfurt/MainPraktisch alle jemals auf Deutsch erschienenen Quellen mit einer ISBN oder ISSN im Bestand, nur Lesesaal möglich, Kopieren möglichVorteile: alles da, flexibel, man kann jemand zum Kopieren schicken, Nachteile: Anreise, hohe copy-Kosten, max. VorbestellmengeKontakt-Netzwerk für Leipziger oder Frankfurter Kontakte anzapfen, frühzeitig kümmern, Sammelbestellung
Subito-doc.deDienstleister für Kopieren von Fachartikel, abrechnen nach Seitenzahl, Onlinebestellung möglichVorteile: bequem per Email oder Post, wenige Tage Wartezeit, Nachteile: Kosten pro Artikel ca. 5-10 Euro, WartezeitArtikel sammeln, frühzeitig machen, Such- und Kopierkosten gegenrechnen
FernleiheBestellung über die eigene Bibliothek, oftmals auch online möglichVorteile: sehr bequem über Bibliotheksverbund, geringe Gebühren (1-2 EUR pro Buch) Nachteile: Wartezeit von Tagen oder WochenFrühzeitig kümmern, Sammelbestellung machen
AmazonBestellung von FachbüchernVorteile: sehr bequem, oft über Nacht, Rückgaberecht, Nachteile: teuerNur wichtigste Bücher kaufen
Artikel-Online-ShopsBestellung von Fachartikeln, oft in Suchkataloge integriertVorteile: sehr bequem, sofortiger Download, digital vorhanden und durchsuchbar, Nachteile: sehr teuer, pro Artikel ab 25 Dollar/EuroErst kostenlose Möglichkeiten nutzen, bei wenigen aber wichtigen Artikeln kann es sich lohnen

Vor dem Beschaffen sollten die Ablageorte für die Quellen feststehen. Digitale Quellen gehören in Quellen-Ordner auf dem Computer oder noch besser in der Cloud. Gedruckte Quellen kommen ins Regal.

Fragen und Antworten zur Quellensuche

Warum soll ich eine Suchprotokollmatrix anlegen, wenn ich mit einem Literaturverwaltungsprogramm arbeite?

Literaturverwaltungsprogramme verwalten gefundene Literatur, die Suchprotokollmatrix dagegen hilft beim Finden der Literatur. Sie ergänzen sich also.

Wozu dient der Ergebnislink?

Damit können zuerst die Suchergebnisseiten gesammelt und im zweiten Durchlauf dann die eigentlichen Quellen auf der jeweiligen Suchergebnisseite gefunden werden. Das macht die Suche deutlich effizienter.

Warum ist ein so streng gegliederter Ablauf bei der Suche notwendig?

Die Suche ist in der Regel ein chaotischer Prozess. Man wird von den Funden getrieben. Ständig tauchen neue interessante Quellen auf. Aber häufig trügt der Schein. Die Schlagworte sind zwar enthalten, aber die Qualität eines Textes genügt wissenschaftlichen Ansprüchen bei genauerem Hinsehen nicht.

Eine weitere Herausforderung ist die Schnelligkeit des Prozesses. Mit Suchdatenbanken lassen sich innerhalb von Minuten Dutzende Quellen auf einen Schlag finden. Die Eingabe von Suchbegriffen, die Suchkataloge und das Klickverhalten auf der Ergebnisseite bestimmen die weiteren Funde. Das ergibt eine chaotische Kette von Möglichkeiten und macht das Nachzuvollziehen der Suche schwer, für einen selbst und für andere. Eine übersichtliche Dokumentation der Recherche ist damit unmöglich.

Daher ist ein planmäßiger Suchprozess mit Protokollierung nötig.

Wie gehe ich mit Publikationen wie Pressemitteilungen, Interviews, Webseiteninhalten, Geschäftsberichte etc. um?

Diese Kategorien von Quellen gehören bereits zu den Inputs für empirische Analysen.
Streng genommen dürfen solche empirischen Quellen bei einer reinen Literaturauswertung nicht einbezogen werden. Sobald viele Inhalte aus solchen Quellen verwendet werden, stellt sich die Frage, ob statt einer theoretischen besser eine empirische Analyse in Form einer Inhaltsanalyse erfolgen sollte.Literatur-Inventur – Zweck und Ergebnisse

Die Quellenrecherche liefert viele Literaturquellen wie wissenschaftliche Studien, Lehrbücher, Fachbücher, Marktstudien und sonstige Fachquellen. Diese Quellen unterscheiden sich beträchtlich im Hinblick auf Inhalte, Methodik, Aufbau, Relevanz, Qualität und Auswertbarkeit.

Um die besten Quellen zu erkennen und gezielt mit den Quellen zu arbeiten, ist ein umfassender Überblick nötig. Das ist die Aufgabe der Literaturinventur.

Zweck der Literaturinventur

Die Literaturinventur sortiert und systematisiert alle Literaturquellen außer den peer-reviewed Studien, die im Literature Review ausgewertet werden.

Die Literaturinventur soll

  • die Quellen bewerten und schwache Quellen frühzeitig aussortieren
  • jederzeit einen schnellen Überblick der Quellen ermöglichen
  • den weiteren Quellenbedarf sichtbar machen
  • das Arbeiten mit den Quellen unterstützen
  • die Kommunikation mit Betreuenden erleichtern
  • die Dokumentation des Suchprozesses im Text vereinfachen

Hier ist ein Überblick wichtiger Aspekte der Literaturinventur.

AspektDetails
AufgabeSammlung und Systematisierung von relevanten Quellen für die Arbeit, außer den Studien
ErgebnisseAusgefüllte Literaturmatrix, optimierte Literaturliste
Inputs aus VorarbeitenListe von Nichtstudien-Literaturquellen, Volltexte
DauerEin paar Stunden am Anfang, weitere Stunden während der ersten Hälfte der Arbeit
Ressourcen & ToolsZeit, Quellen, Vorlagen wie Literaturmatrix

Ergebnis der Literaturinventur

Das Ergebnis der Literaturinventur ist eine tabellarische Übersicht potenziell geeigneter Literaturquellen außer den peer-reviewed Studien. Sie enthält zu jeder Quelle Informationen über Inhalte, Umfang, Art der Inhalte und eine vorläufige Bewertung. Wir nennen sie Literaturmatrix.

Nr.QuelleBegriffeUmfangInhalteBewertungNotizen
1Autoren, TitelAlpha, Beta, Gamma212 SeitenTexte, Modelle, ÜbersichtenhochGrundlagen zu Beta

Diese Übersicht hilft bei der Zuordnung der Quellen zu Kapiteln, beim Finden von Belegen und bei weiteren Recherchen. Finden sich in der Literaturmatrix zu bestimmten Begriffen nur wenige oder keine Quellen, muss weiter recherchiert werden. Die Begriffe ohne Quellen in der Literaturmatrix werden zu Suchbegriffen.

Bereite die Tools vor

Die Literaturinventur braucht als erstes eine Literaturliste, als zweites Auswahlkriterien für die Berücksichtigung von Literaturquellen und eine Vorlage für die Literaturmatrix.

Literaturliste

Die Literaturliste enthält die bisher gefundenen und potenziell geeigneten Quellen. Diese Liste muss ständig gepflegt werden, wobei die Literaturinventur helfen kann.

Auswahlkriterien

Diese Kriterien müssen erfüllt sein, um eine Quelle in die Literaturmatrix aufzunehmen.

  • Inhalte zu Thema, Begriffen und Leitfrage
  • Nicht zu alt bzw. noch aktuell
  • Herkunft erkennbar anhand Autoren oder Herausgebenden
  • Volltext oder relevante Teile zugänglich

Literaturmatrix-Vorlage

Nutze diese Vorlage für die Inventur. Damit lassen sich die Quellen systematisch vergleichen und die besten Quellen ermitteln.

Nr.QuelleBegriffeUmfangInhalteBewertungNotizen
1XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

Diese Hinweise helfen beim Füllen der Literaturmatrix.

TabelleninhaltDetails
QuelleQuellenangaben nach APA, ISO etc.
Typ der QuelleAlle Arten von Quellen AUSSER Studien wie Fachbücher, Marktstudien, Geschäftsberichte, Keynotes oder Vorträge, Weißbücher von Consulting Firmen, Bachelorarbeiten, Masterarbeiten, Dissertationen, Interviews, Essays etc. (siehe Citavi/Zotero-Kategorien)
BegriffeRelevante Begriffe in der Quelle
UmfangCirca Seitenzahl
Art der InhalteText, Grafiken, Statistiken, Modelle, Grundlagen, Fallbeispiele etc.
BewertungNutzen für die Arbeit hoch, mittel, niedrig, Autorenschaft, Datenquellen, Verweise, Alter, Fakten etc.
NotizenNutzen für die Arbeit, besonders wertvoll etc.

Die Literaturmatrix mit den Informationen über die Nichtstudien ist ein guter Kompass für das Arbeiten mit Quellen und weitere Recherchen. Studien und damit die Review-Matrix werden aber stets bevorzugt.

Fülle die Literaturmatrix

Gehe beim Füllen der Literaturmatrix systematisch vor. Versuche, nur relevante und brauchbare Quellen einzutragen und brich das Eintragen einer Quelle ab, wenn sie nicht passt. 

Vorgehen beim Füllen der Literaturmatrix

Folge diesen Schritten.

  • Wähle zuerst drei vielversprechende Quellen aus.
  • Fülle die Spalten zu diesen Quellen.
  • Überprüfe die Qualität der weiteren Quellen und wähle die nächsten Quellen aus.
  • Wiederhole diese Prozedur, bis du zu jedem Hauptbegriff mehrere Quellen hast.

Im Lauf der Arbeit können noch weitere Quellen hinzukommen.

Diese Regeln helfen dir bei Entscheidungen:

  • Studien gehören in die Review-Matrix, nicht die Literaturmatrix
  • Studien sind geeigneter als Fachbücher und Fachbücher geeigneter als andere Quellen
  • Jüngere Quellen vor älteren Quellen
  • Quellen zu Hauptbegriffen vor den anderen Quellen
  • Methodenbücher gleichrangig behandeln

Mit der Zeit bist du tiefer im Thema und kannst Quellen daher leichter bewerten. Pflege deine Literaturliste und die Literaturmatrix. Gehe aber sparsam mit der Zeit um.

Literaturmatrix prüfen

Die Antworten auf die folgenden Fragen helfen bei der Prüfung und Ergänzung der Literaturmatrix.

  • Sind alle Hauptbegriffe abgedeckt?
  • Gibt es gute Quellen für die theoretischen Grundlagen zu den Begriffen?
  • Gibt es genug neuere Quellen?

Alle wichtigen Begriffe zum Thema brauchen Quellen. Die Literaturmatrix zeigt Lücken und hilft bei weiteren Recherchen.

Nutzung der Literaturmatrix im Projekt

Die Literaturmatrix gibt während der Arbeit Orientierung beim Finden von Quellen mit den relevanten Informationen für die Kapitel und Analysen. Bevorzugte Quellen bleiben aber stets wissenschaftliche Studien. Die Literaturmatrix ist immer nur die zweite Wahl im Vergleich mit der Review-Matrix.

Diese Hinweise helfen beim Arbeiten mit der Literaturmatrix und den Quellen darin.

  • Sortiere die Quellen nach den inhaltlichen Schwerpunkten, soweit das anhand der Begriffe möglich ist.
  • Lösche Quellen aus der Matrix, wenn du eine viel bessere Quelle findest.
  • Notiere deine Ideen für die Verwendung der Kapitel.
  • Ändere bei Bedarf die Bewertung.
  • Pflege die Literaturliste im Gleichklang mit der Literaturmatrix.
  • Investiere Zeit in die Pflege der Matrix, aber übertreibe es nicht.

Fragen und Antworten zur Literaturinventur

Wie tief muss ich in eine Quelle einsteigen, um die Inventur durchzuführen?

Das Überfliegen der Inhalte einer Quelle in einer Minute kann schon mehr als die Hälfte der Fragen der Inventur beantworten. Drei bis acht Minuten pro Quelle sollten für das Ausfüllen der Literaturmatrix reichen. In einer Stunde lassen sich daher fünf bis zehn Quellen eintragen.

Brich das Eintragen ab, wenn das erste wichtige Kriterium nicht erfüllt ist.

Welchen Nutzen haben Verweise in den Quellen?

Die Verweise auf andere Quellen sind ein wertvoller Indikator für die Qualität einer Quelle. Es geht dabei nicht nur um das Finden weiterer Quellen, sondern die Beurteilung der Zuverlässigkeit der Literaturquelle. Je mehr andere Quellen von hoher Qualität wie Studien oder Fachbücher in einer Quelle verwendet werden, umso höher ist tendenziell die Qualität der Quelle. Wie lange sollte ich mir für die Inventur Zeit nehmen?**
Der zeitliche Aufwand hängt von der Menge der Quellen ab. Bisher ist noch nicht sicher, ob alle Quellen nützlich sind. Möglicherweise kommen andere Quellen eher infrage. Daher ist es wichtig, die besten Quellen so früh wie möglich zu erkennen, um danach die anderen Quellen daran zu messen. Das spart Zeit.

Wie viele Quellen sollten in der Literaturmatrix stehen?

Zehn bis zwanzig Quellen sind ein guter Start. Das Ziel muss aber bleiben, möglichst viele Studien zu finden. Die Review-Matrix sollte nicht viel kürzer als die Literaturmatrix sein.

Wie viele Quellen kommen im weiteren Verlauf der Arbeit noch hinzu?
Die weiteren Analysen bestimmen über den Quellenbedarf. Anzunehmen ist jedoch, dass die Zahl der Quellen noch deutlich steigt. Allerdings verringert die Zahl der brauchbaren Studien den Bedarf an anderen Literaturquellen. Kümmere dich also mehr um die Studien.

Soll ich die Literaturinventur für alle Quellen in meiner Liste erstellen?

Die Literaturinventur sollte für die wichtigsten Quellen durchgeführt werden. Dann sollte die Matrix mit zwei Fragen überprüft werden.

  1. Gibt es genug Quellen für jeden Begriff?
  2. Wie viele Quellen in der Matrix sind vielversprechend?

Die Antworten helfen bei der Entscheidung über die weitere Recherche und Auswertung.

Mache ich diese Literaturinventur nur einmal oder mache ich sie auch für neue Quellen?

Ergänze die anfängliche Literaturmatrix, während du das Exposé schreibst. Später sollten nur noch wenige Quellen hinzugefügt werden.

Welche Risiken birgt die Literaturinventur?
Oberflächlichkeit bei der Bewertung von Quellen kann in Sackgassen führen. Du darfst dich nicht leicht mit den vorhandenen Quellen zufrieden geben.

Der Zugang zu Volltexten ist eine große Herausforderung. Quellen dürfen nicht danach bewertet werden, ob sie zugänglich sind. Die Beschaffung wichtiger Quellen ist notwendig.

Ein weiteres Risiko besteht darin, sich auf die Relevanz des Inhalts zu konzentrieren und die Qualität zu vernachlässigen. Die Methodik hinter den Inhalten in einer Quelle ist wichtig für deren Zuverlässigkeit.

Ein Klumpenrisiko ergibt sich bei der Arbeit mit Abschlussarbeiten. Ihre Quellen sind inhaltlich und zeitlich begrenzt und meist schon veraltet. Außerdem wurden Studien in der Vergangenheit nicht so häufig verwendet. Daher sind die Quellen alter Arbeiten nur punktuell für die eigene Arbeit nützlich.

Was mache ich, wenn ich nur wenige zuverlässige Quellen finde?

Wenn es nicht an der Recherchetechnik liegt, solltest du das Thema und die Leitfrage überdenken und den Fokus lieber an die vorhandene Literatur anpassen, als es weiter mit wenigen Quellen zu versuchen.

Woran erkenne ich, dass ich mit der Literaturinventur durch bin?

Der Kompass dafür sind die Leitfrage und Detailfragen mit den Begriffen. Gibt es vorläufig genug Quellen zu jedem Begriff, ist die Literaturinventur beendet.

Was passiert, wenn ich keine Literaturinventur mache?

Dann sind zwei Dinge zu erwarten.

Du wirst später immer wieder bessere Quellen als die bisher gelesenen Quellen finden und dich ärgern.

Du wirst beim Schreiben immer wieder nach einer bestimmten Quelle suchen, in der du vor einigen Wochen einen guten Gedanken zum Aspekt XY gelesen hattest, dabei viele Quellen auf- und wieder zu machen und dich noch mehr ärgern, weil du inzwischen unter Zeitdruck stehst.

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