Ziel der Arbeit

Eine Thesis hat zwei Ziele: ein inhaltliches und ein formales Ziel. Das formale Ziel ist der Text, das inhaltliche Ziel sind die Erkenntnisse als Antworten auf die Leitfrage. Die Erkenntnisse müssen relevant, differenziert, zuverlässig und überprüfbar sein. Das ist das primäre Ziel der Thesis. Der Text ist nur die “Verpackung”.

Dein Weg zum Ziel

In diesem Artikel zeigen wir die Merkmale eines Ziels und den Bezug zu Thema, Leitfrage und Aufgabenstellung. Anhand positiver und negativer Beispiele erläutern wir die Elemente des Ziels, passende Formulierungen und Prüfkriterien, um den Zusammenhang mit Thema und Leitfrage zu sichern. Die Schritte zur Formulierung des Ziels werden ebenfalls ausführlich beschrieben.

Unterstützung der Zielformulierung durch KI-Tools

Wir betrachten die Möglichkeiten und Grenzen von KI-Tools bei der Zielformulierung und stellen dir unseren trainierten, KI-basierten Assistenten für die Formulierung des Zieles zur Verfügung.

Zusammenhang zwischen Leitfrage und Ziel in der Praxis

Ausgangspunkt der Zielformulierung ist die Leitfrage, wie das folgende Beispiel zeigt:

Thema: Auswirkungen von Schokoladenkonsum auf die Motivation von Studierenden
Leitfrage: Welche Auswirkungen hat Schokoladenkonsum auf die Lernmotivation von Studierenden?
Ziel: Das Ziel der Arbeit sind Erkenntnisse über die Auswirkungen von Schokoladenkonsum auf die Lernmotivation von Studierenden.

Die Formulierung des Ziels einer Thesis ergibt sich somit direkt aus der Formulierung der Forschungsfrage.

Fehler bei der Zielformulierung

Der Zusammenhang zwischen Leitfrage und Ziel sollte klar sein. Dennoch wird häufig der Fehler gemacht, ein praktisches Ziel zu formulieren wie in diesem Schokoladen-Beispiel.

Eine höhere Lernmotivation ist positiv. Aber daraus ein Ziel abzuleiten wie „die Lernmotivation mithilfe von Schokolade zu steigern“, ist falsch. Das Ziel einer Thesis kann nur die Gewinnung von Wissen sein. Wer das Wissen nach Abschluss der Arbeit für welche Zwecke nutzt, gehört nicht mehr zum Ziel der Arbeit.

Wie sieht ein gutes Ziel aus?

Ein gutes Ziel ist das Gegenstück zur Leitfrage. Es benennt die Art von Erkenntnissen am Ende wie z.B. Erkenntnisse über die Merkmale, Unterschiede, Wirkungen, Phasen etc. Das Ziel ist präzise, realistisch und eindeutig als Wissensziel formuliert und nicht als praktisches Ziel.
Die Zielformulierung sollte kurz und knapp sein, die gleichen Begriffe wie Leitfrage und Thema nutzen und die Zielerreichung sollte leicht zu erkennen sein. Eine längere Liste von gehaltvollen und überprüfbaren Aussagen zum Thema ist ein Indikator für die Zielerreichung.

Funktionen des Ziels

  • Ergebnisversprechen: Welche Erkenntnisse sollen geliefert werden?

  • Kontrollmöglichkeit: Wurde genau das Versprochene erreicht?

  • Planungssicherheit: Die Verfolgung des Ziels führt zu Modell, Daten, Methoden und Ergebnissen.

  • Schreibhilfe: Ergebnisse nacheinander darstellbar.

  • Risikokontrolle: Weniger Unschärfe, weniger Schleifen, mehr Fokus

Positive und negative Beispiele für die Zielformulierung

Positive Beispiele

Die positiven Beispiele entsprechen direkt der Leitfrage.

  • Ziel: Erkenntnisse über die Wirkungen von Schokoladenkonsum auf die Lernmotivation von Studierenden gewinnen.

  • Ziel: Erkenntnisse über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Studienzufriedenheit in Präsenz- und Hybridformaten gewinnen.

Negative Beispiele

Die negativen Beispiele bringen neue Begriffe in das Projekt und lenken es vom Kurs ab.

  • Ziel: Die Lernmotivation durch Schokolade steigern. (praktisch/normativ, kein Erkenntnisziel)

  • Ziel: Ein Konzept zur perfekten Motivation entwickeln. (Lösung/Produkt ohne Analysebasis)

  • Ziel: Alles Relevante zur Lernmotivation untersuchen. (zu vage, kein Fokus)

Ergebnisse und Zielformulierungen nach Fokus-Typen

Diese Definitionen von Erkenntnissen als Zielformulierung leiten sich direkt aus den häufigsten Analyse-Fokus-Typen ab. Die Form der erwarteten Erkenntnisse wird sichtbar und lässt sich wie eine Zielformel nutzen.

  1. Merkmalsziel – Erkenntnisse über die Merkmale/Eigenschaften/Dimensionen eines Gegenstands.
    Formel: „Erkenntnisse über die Merkmale von A gewinnen.“

  2. Vergleichsziel – Erkenntnisse über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen A und B (nach Kriterien).
    Formel: „Erkenntnisse über Gemeinsamkeiten und Unterschiede von A und B gewinnen.“

  3. Ursachenziel – Erkenntnisse über Ursachen/Faktoren, die zu Zustand A geführt haben.
    Formel: „Erkenntnisse über die Ursachen von A gewinnen.“

  4. Wirkungsziel – Erkenntnisse über Wirkungen/Einflüsse von A auf B.
    Formel: „Erkenntnisse über die Wirkungen von A auf B gewinnen.“

  5. Evolutionsziel – Erkenntnisse über vergangene Phasen/Verläufe/Veränderungen eines Gegenstands.
    Formel: „Erkenntnisse über die Entwicklungsphasen von A gewinnen.“

  6. Perspektivenziel – Erkenntnisse über mögliche künftige Entwicklungen/Verläufe/Szenarien.
    Formel: „Erkenntnisse über mögliche Entwicklungspfade von A gewinnen.“

  7. Evaluationsziel – Erkenntnisse über die Bewertung eines Objekts nach definierten Kriterien (Erfüllungsgrad/Abweichungen).
    Formel: „Erkenntnisse über die Bewertung von A nach den Kriterien X, Y, Z gewinnen.“

  8. Potenzialziel – Erkenntnisse über Möglichkeiten und Grenzen von A zur Erreichung von B.
    Formel: „Erkenntnisse über das Potenzial von A für B gewinnen.“

  9. Erfahrungsziel – Erkenntnisse über gemachte Erfahrungen mit Maßnahmen/Instrumenten (Plan vs. Umsetzung vs. Ergebnis).
    Formel: „Erkenntnisse über Erfahrungen mit Maßnahme A zur Erreichung von B gewinnen.“

  10. Konzeptziel – ein kohärentes, begründetes Konzept (Maßnahmen/Tools/Meilensteine) als Ergebnis der Analyse.
    Formel: „Ein Konzept zur Erreichung von Ziel B auf Basis der Analyseergebnisse erarbeiten.“

Die Tabelle Art der Analyse und „Ergebnisse und Ziele“ zeigt die erwartete Struktur der Ergebnisse und machen das Ziel von Anfang an deutlich.

Nr. Fokus der Analyse Ergebnisse und Ziele
1 Merkmalsanalyse Liste mit Merkmalen 1, 2, 3, 4 von Objekt A
2 Vergleichsanalyse Liste von Gemeinsamkeiten 1, 2, 3, 4 und Unterschieden 1, 2, 3, 4 von Objekt A und Objekt B gemäß den Vergleichskriterien XYZ
3 Ursachenanalyse Liste von Ursachen/Faktoren 1, 2, 3, 4 für den Zustand von Objekt A
4 Wirkungsanalyse Liste von Wirkungen 1, 2, 3, 4 von Objekt A auf Objekt B
5 Evolutionsanalyse Liste von vergangenen Evolutionsphasen 1, 2, 3, 4 von Objekt A mit Faktoren ABCD
6 Perspektivenanalyse Liste von künftigen Entwicklungsphasen 1, 2, 3, 4 von Objekt A mit Faktoren ABCD
7 Evaluationsanalyse Liste von Bewertungsergebnissen 1, 2, 3, 4 der Attribute 1, 2, 3, 4 nach den Bewertungskriterien ABCD
8 Potenzialanalyse Liste mit Bewertung der Potenziale (Möglichkeiten) der Attribute 1, 2, 3, 4 von Objekt A nach Kriterien ABCD
9 Erfahrungsanalyse Liste von Erfahrungen 1, 2, 3, 4 mit Aktivitäten und Maßnahmen ABCD zur Erreichung der Ziele XYZ
10 Konzept-Erstellung Liste von Aktivitäten und Maßnahmen ABCD zur Erreichung der Ziele XYZ

Details zum Ziel (Bestandteile und Merkmale)

Bestandteile

  • Begriffe aus Leitfrage und Thema (wortgleich oder eng synonyme, definierte Nomen).

  • Fokus der Arbeit als Schablone für die Erkenntnisform (z. B. Wirkungen, Unterschiede, Merkmale, Phasen, Bewertung nach Kriterien).

Merkmale

  • Spiegel der Leitfrage (gleiche Begriffe, gleiche Richtung).

  • Keine neuen Begriffe, keine Wünsche außerhalb der Gewinnung von Wissen

  • Wörterzahl bis 30–40 Wörter

Beziehung zu anderen Modulen

Abhängigkeiten

  • Thema: liefert Begriffe und Rahmen.
  • Leitfrage: wird eins zu eins gespiegelt – erst die Frage, dann das Ziel als Lieferung.
  • Definitionen: sichern die Bedeutung zentraler Begriffe.

Einfluss auf nachfolgende Module

  • Detailfragen: gemeinsam mit der Leitfrage
  • Forschungsmodell: Inhalte und Relationen gemeinsam mit der Leitfrage
  • Daten und Methoden: Ziel klärt gemeinsam mit der Leitfrage, welche Daten und Verfahren sinnvoll sind.
  • Titel und Aufgabenstellung: kongruent mit Ziel, Leitfrage und Thema.

Guide zur Formulierung des Ziels

  1. Leitfrage umformulieren
    Zielsatz: „Das Ziel der Arbeit sind Erkenntnisse über … (Inhalte der Leitfrage).“ Gleiche Begriffe verwenden.
  2. Fokus und Form der Erkenntnisse definieren
    Festlegen, in welcher Form die Erkenntnis vorliegt (z. B. Liste von Wirkungen, Unterschieden, Merkmalen, Phasen).
  3. Wortzahl prüfen
    Maximal 40 Wörter, eher weniger
  4. Kongruenz sichern
    Abgleich mit Thema, Leitfrage, Aufgabenstellung, Titel: gleiche Begriffe, keine neuen Begriffe.
  5. Finaler Check

Führe den Abschluss-Check durch:

  • Begriffe deckungsgleich mit Thema und Leitfrage?
  • Ein dominanter Fokus erkennbar (keine Mischung)?
  • Substantivisch & knapp (bis 40 Wörter)?
  • Machbarkeit plausibel (es sind realistische Daten/Methoden in Sicht)?

Nimm letzte sprachliche Glättungen vor, formuliere die finale Fassung des Ziels und dokumentiere Version.

Möglichkeiten & Grenzen von KI-Einsatz

Was KI kann

  • Kongruenz-Check zu Thema, Leitfrage, Titel (gleiche Begriffe).
  • Formaler Check: Substantive, Wörterzahl
  • Formulierungsvarianten prüfen und Vorschläge.

Was KI nicht kann oder darf

  • Kann nicht über Machbarkeit entscheiden
  • Kann kein Ziel ohne Thema und Leitfrage formulieren
  • Kann nicht den Fokus der Arbeit bestimmen, da sie kein Fokus-Modell hat
  • Darf keine eigenen Qualitätskriterien festlegen
  • Darf keint normativen externen Ziele vorschlagen

Qualitätskriterien

Das Ziel besteht den Check, wenn …

  • … es die Leitfrage spiegelt (gleiche Begriffe, gleiche Richtung).
  • … es ein Erkenntnisziel formuliert (keine Maßnahmen, keine Verbesserungsversprechen).
  • … der Fokus erkennbar ist (z. B. Wirkungen, Unterschiede, Merkmale, Phasen, Bewertung).
  • … die Wortzahl adäquat ist (Richtwert: bis 30–40 Wörter).
  • … Machbarkeit plausibel ist (Daten/Methoden verfügbar).

Typische Fehler bei der Zielformulierung

  • Praktische oder normative Ziele („steigern“, „verbessern“, „implementieren“) statt Erkenntnisziele.
  • Begriffsdrift zwischen Thema, Leitfrage, Ziel und Titel.
  • Kein Abnahmesignal – unklar, woran Zielerreichung gemessen wird.

FAQ zum Ziel

Reicht die Leitfrage nicht aus?
Die Leitfrage gibt die Richtung. Das Ziel macht die Lieferung sichtbar: welche Art von Erkenntnis am Ende vorliegen soll. Beides gehört zusammen.

Darf ich das Ziel später ändern?
Das Ziel folgt der Leitfrage. Präzisierungen sind in der Planungsphase möglich und meist auch nötig. Ein späterer Grundsatzwechsel (neue Begriffe, neuer Fokus) setzt das Projekt faktisch zurück. Der ganze Plan muss neu erstellt werden.

Ziel vs. Aufgabenstellung – was ist was?
Das Ziel beschreibt die erwartete Erkenntnis. Die Aufgabenstellung beschreibt die Arbeitsschritte, mit denen diese Erkenntnis erreicht wird.

Ziel vs. Hypothese – brauche ich beides?
Eine Hypothese ist eine prüfbare Aussage. Das Ziel bleibt in jedem Fall eine Erkenntnisformulierung, die die Leitfrage spiegelt.

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